Ernst Kris, Otto Kurz:
Die Legende vom Künstler
Ein geschichtlicher Versuch
Suhrkamp Verlag: Frankfurt am Main 1980
Originalausgabe:
Krystall Verlag, Wien: 1934
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Die Legende vom Künstler
Kris und Kurz untersuchen in ihrem Buch die Konstruktion von klischeehaften Biographien von (bildenden) Künstlern.
Sie entdecken dabei, dass diese Lebensläufe von einer Reihe von Legenden und Traditionen bestimmt werden, die mit der Realität nicht unbedingt viel zu tun haben.
Viele Motive wiederholen sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder. Dies beginnt mit der Jugend des Künstlers, die mit Anekdoten über sein frühes Talent und dessen Entdeckung
angereichert wird. Dabei soll deutlich werden, dass das Talent bereits in der Jugend im Künstler vorhanden war und geradezu nach Ausdruck drängte.
Im Erwachsenenalter werden dann die Leistungen des Künstlers besonders herausgestellt. Da Kris und Kurz ihr Buch bereits 1934 veröffentlichten und dabei vor allem
Künstler des Mittelalters und der Antike vor Augen hatten, sind dies besonders Leistungen der Mimesis und handwerklicher Könnerschaft.
Schließlich finden sich auch viele Legenden, die auf die Einheit von Künstlerpersönlichkeit und Werk abzielen. So wird Künstlern
nachgesagt, besonders unabhängig oder exzentrisch zu sein etc.
Bei alldem vergleichen die Autoren nicht die verschiedenen Biographien mit dem tatsächlichen Künstlerleben (was aufrund der Quellenlage auch schwerer fassbar wäre),
sondern lediglich die Biographien untereinander. Dieser Verzicht auf eine wie auch immer geartete historische Wahrheit zugunsten der Idee einer Konstruktion lässt das Buch auch heute noch sehr aktuell erscheinen.
Zudem liest es sich durch einen stetigen Wechsel aus Beispiel und Analyse sehr flüssig.
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